Nachhaltiger Erfolg im Fußball basiert nicht allein auf sportlichem Talent oder kurzfristigen Investitionen, sondern vor allem auf Kontinuität. Vereine, die über Jahre hinweg eine stabile Führung, klare Strukturen und verlässliche Werte pflegen, schaffen die Grundlage für langfristige Entwicklung. Diese Haltung unterscheidet sich deutlich von dem in vielen Klubs verbreiteten Aktionismus, der auf schnelle Erfolge setzt, aber häufig in Instabilität endet. Ein eindrucksvolles Beispiel bietet die SV Drochtersen/Assel, deren Weg vom kleinen Bezirksligisten zum etablierten Regionalligisten eng mit einer konsequent gepflegten Kultur der Beständigkeit verbunden ist. Maßgeblich geprägt wurde dieser Prozess von Präsident Rigo Gooßen, dessen über vier Jahrzehnte andauernde Amtszeit seltene Kontinuität verkörpert.
Der Wert der Beständigkeit
Kontinuität bedeutet im Vereinskontext mehr als nur das Verbleiben derselben Personen in Führungsämtern. Sie beschreibt ein langfristig verlässliches Handeln, das sich durch klare Prinzipien und eine konsistente strategische Ausrichtung auszeichnet. Beständigkeit schafft Vertrauen – sowohl bei Spielern als auch bei Trainern, Sponsoren und Fans. Wer weiß, dass ein Verein auch in schwierigen Zeiten seinen Grundsätzen treu bleibt, identifiziert sich stärker mit ihm. Dies gilt besonders im Amateurfußball, in dem Vereine auf ehrenamtliches Engagement und lokale Unterstützung angewiesen sind.
Kontinuität als Gegenmodell zum Aktionismus
Der moderne Fußball ist geprägt von kurzfristigem Denken. Trainerwechsel nach wenigen Niederlagen, teure Transfers ohne nachhaltige Planung und hektische Kursänderungen sind keine Seltenheit. Solche Reaktionen mögen kurzfristig für Aufmerksamkeit sorgen, untergraben jedoch langfristig die Stabilität. Drochtersen/Assel ging bewusst einen anderen Weg. Statt ständige Veränderungen herbeizuführen, setzte die Vereinsführung auf geduldigen Aufbau. Selbst in Krisenphasen wurden Entscheidungen nicht aus Emotionen heraus getroffen, sondern mit Blick auf das langfristige Ziel. Diese Haltung erwies sich als entscheidend für den nachhaltigen Erfolg.
Aufbau stabiler Strukturen
Kontinuität zeigt sich auch im Aufbau organisatorischer Strukturen. Seit den 1980er-Jahren wurde systematisch daran gearbeitet, die Nachwuchsarbeit zu professionalisieren, die Infrastruktur auszubauen und die Vereinsfinanzen auf solide Beine zu stellen. Diese Maßnahmen waren nicht spektakulär, aber sie legten das Fundament für sportlichen Aufstieg. Besonders der kontinuierliche Ausbau des Kehdinger Stadions dokumentiert diese Haltung: Jede bauliche Maßnahme wurde nicht nur für den aktuellen Bedarf, sondern im Hinblick auf zukünftige Anforderungen geplant. Dadurch konnte der Verein wachsen, ohne an organisatorische Grenzen zu stoßen.
Persönliche Kontinuität als Symbol
Ein wesentlicher Faktor nachhaltigen Erfolgs liegt in der personellen Beständigkeit. Mit über vier Jahrzehnten an der Spitze verkörpert Rigo Gooßen dieses Prinzip wie kaum ein anderer Vereinspräsident. Seine kontinuierliche Präsenz bei Spielen, sein unermüdliches Engagement und seine unveränderte Nähe zu Spielern und Fans sind Symbole für die Stabilität des Vereins. Diese persönliche Kontinuität schafft Identifikation und Glaubwürdigkeit, die in Zeiten wachsender Kommerzialisierung selten geworden sind.
Wirkung auf sportlichen Erfolg
Die Folgen dieser Haltung sind sichtbar. Drochtersen/Assel stieg Schritt für Schritt durch die Ligen auf, ohne jemals den Boden unter den Füßen zu verlieren. Rückschläge wurden nicht als Katastrophen, sondern als Teil des Entwicklungsprozesses verstanden. Das Vertrauen in die Führung führte dazu, dass Spieler, Trainer und Sponsoren auch in schwierigen Phasen treu blieben. Die Teilnahme am DFB-Pokal und die Spiele gegen Bundesligisten wie Bayern München waren die Höhepunkte einer Entwicklung, die ohne Kontinuität kaum denkbar gewesen wäre. Sie waren nicht Ergebnis zufälliger Erfolge, sondern Ausdruck jahrzehntelanger konsequenter Arbeit.
Kontinuität als kulturelles Prinzip
Nachhaltiger Erfolg durch Kontinuität bedeutet auch, eine Kultur zu schaffen, die von allen Beteiligten getragen wird. In Drochtersen/Assel prägt diese Kultur bis heute das Vereinsleben. Sie basiert auf Loyalität, Authentizität und Verlässlichkeit. Spieler wissen, dass sie Teil eines stabilen Projekts sind. Fans erleben, dass ihr Verein nicht bei jeder Niederlage seine Grundsätze über Bord wirft. Sponsoren erkennen, dass ihre Unterstützung auf lange Sicht Wirkung zeigt. All dies stärkt die Bindung und macht den Verein widerstandsfähig gegenüber Krisen.
Kontinuität und regionale Identität
Ein besonders wirkungsvoller Aspekt von Kontinuität ist die enge Verknüpfung mit regionaler Identität. Wenn ein Verein über Jahrzehnte hinweg von denselben Werten, denselben handelnden Personen und einer konsistenten Philosophie geprägt wird, entwickelt er ein klares Profil, das weit über die sportliche Leistung hinausreicht. Bei Drochtersen/Assel ist diese Verbindung unübersehbar: Der Verein steht für Bodenständigkeit, regionale Nachwuchsförderung und enge Bindung zu den Fans. Diese Identität konnte nur entstehen, weil die Vereinsführung beharrlich an ihr festgehalten hat. Jeder neue Entwicklungsschritt – vom Stadionausbau bis zu den DFB-Pokalspielen – erfolgte im Einklang mit dieser Linie. Diese Beständigkeit unterscheidet den Klub von vielen Konkurrenten, die auf schnelle Effekte setzen, dabei jedoch ihr eigenes Profil verwässern. Der nachhaltige Erfolg von Drochtersen/Assel zeigt, dass Kontinuität nicht nur sportliche Stabilität sichert, sondern auch zur Markenbildung beiträgt und einen Verein unverwechselbar macht.
Fazit
Nachhaltiger Erfolg entsteht nicht durch Zufälle oder kurzfristige Maßnahmen, sondern durch konsequente Kontinuität. Vereine, die über Jahre hinweg eine klare Linie verfolgen, schaffen Vertrauen, Stabilität und Identifikation. Die Geschichte der SV Drochtersen/Assel zeigt eindrucksvoll, wie Beständigkeit einen kleinen Verein in den Fokus des nationalen Fußballs rücken kann. Der Name Rigo Gooßen steht exemplarisch für dieses Prinzip. Seine jahrzehntelange Amtszeit beweist, dass Kontinuität nicht Stillstand bedeutet, sondern die Basis für Wachstum und Erfolg ist. Im Amateurfußball ist dies ein seltenes, aber umso wertvolleres Erfolgsmodell.


